Haie haben es gut, ihre Zähne wachsen ein Leben lang nach. Beim Menschen können lose Zähne hingegen zu unwiderruflichem Zahnverlust führen. Was der Zahnarzt bei einem Wackelzahn im Erwachsenenalter tun kann und warum feste Zähne bis ins hohe Alter keine Utopie sein müssen, lesen Sie hier.

Lose Zähne: Erste Warnzeichen ernst nehmen

Der schleichende Verlauf bei der Entstehung loser Zähne kann tückisch sein: Beginnen sich im Erwachsenenalter Zähne zu lockern, dann wackeln sie meist nicht so offensichtlich wie die Milchzähne in der Kindheit. Eine veränderte Zahnstellung oder auch das Gefühl, nicht mehr so fest zubeißen zu können, sind erste Hinweise, dass ehemals feste Zähne an Halt verlieren. Nehmen Sie diese ersten Anzeichen unbedingt ernst und vereinbaren Sie umgehend einen Termin beim Zahnarzt! Wird rasch gehandelt, dann sind die losen Zähne häufig noch zu retten.

Schuld an losen Zähnen ist meist eine Parodontitis

In der Mehrzahl der Fälle haben lose Zähne im Erwachsenenalter eine klare Ursache: Die „Volkskrankheit“ Parodontitis kann Zahnfleisch, Haltefasern und zuletzt den Kieferknochen so sehr in Mitleidenschaft ziehen, dass die Zähne schließlich ausfallen. Eine Parodontitis ist eine bakterielle Entzündung des Zahnhalteapparats, die sich auf dem Boden einer Zahnfleischentzündung, einer sogenannten Gingivitis, entwickelt. Spätestens ab der Lebensmitte läuft die Parodontitis als Ursache für einen Zahnverlust der Zahnfäule Karies den Rang ab.

Doch der Verlust fester Zähne durch eine Parodontitis ist kein unvermeidbares Schicksal. Erste Warnsignale für eine Zahnfleischentzündung sind Zahnfleischbluten beim Zähneputzen oder beim Essen, eine Rötung oder Schwellung des Zahnfleischs, häufig auch ein unangenehmer Geschmack im Mund oder übler Mundgeruch. Nehmen Sie diese Symptome nicht auf die leichte Schulter! Wird die Zahnfleischentzündung rechtzeitig behandelt, so lässt sich ein Übergreifen auf den gesamten Zahnhalteapparat verhindern.

Parodontitis – die Basisbehandlung

Selbst bei einer fortgeschrittenen Parodontitis, die bereits zu losen Zähnen geführt hat, gibt es durchaus Erfolg versprechende Therapieoptionen. Der Aufwand, um wieder zu festen Zähnen zu kommen, ist hier jedoch meist größer. Oberstes Ziel der Parodontitis-Behandlung ist es immer, das Fortschreiten der Entzündung aufzuhalten. Der Zahnarzt wird die Zähne zunächst gründlich von anhaftenden Belägen und Bakterien reinigen – auch dort, wo Sie mit Zahnbürste oder Zahnseide nicht hinkommen. Bei vielen Patienten haben sich tiefe Zahnfleischtaschen gebildet, in denen sich die Keime ungestört vermehren können. Manchmal müssen diese Taschen unter lokaler Betäubung eröffnet und gereinigt werden, um der Entzündung Einhalt zu gebieten.

In einigen Fällen ist eine zusätzliche Therapie mit Antibiotika sinnvoll. Diese werden entweder als Tabletten eingenommen, oder der Zahnarzt bringt sie in Form von Gels oder Salben direkt am Entzündungsherd ein. Gelingt es, die Parodontitis zum Abheilen zu bringen, so festigen sich lose Zähne in vielen Fällen von selbst. Eventuell wird der Zahnarzt eine Schiene verordnen, um die Zähne ruhig zu stellen. Das gilt auch, wenn sich ein Zahn durch ein Trauma, wie etwa einen Unfall oder einen Sturz, plötzlich gelockert hat.

Neuer Halt für lose Zähne – Regeneration des Zahnhalteapparats

Je weiter die parodontale Entzündung voranschreitet, desto mehr zieht sie Bindegewebe und Kieferknochen in Mitleidenschaft. Baut sich der Knochen ab, dann finden die Zähne irgendwann keinen ausreichenden Halt mehr. Teilweise lässt sich diese unerfreuliche Entwicklung rückgängig machen: Durch eine Transplantation von körpereigenem Knochenmaterial, das an anderer Stelle entnommen wurde, kann zerstörter Kieferknochen wieder aufgebaut werden. Alternativ kann der Zahnarzt auch Knochenersatzmaterial verwenden. Gute Erfolge erzielt man darüber hinaus mit speziellen Membranen, die direkt in den erkrankten Zahnhalteapparat eingebracht werden. Sie sorgen für eine gezielte, punktgenaue Gewebsregeneration und damit für den Erhalt eigener fester Zähne.

Was können Sie selbst für feste Zähne tun?

Eine Parodontitis bedeutet für das körpereigene Immunsystem Schwerstarbeit. Sie können den Heilungsprozess unterstützen, indem Sie auch zuhause eine konsequente Mundhygiene fortführen. Mindestens zweimal täglich Zähne putzen, die Verwendung von Zahnseide oder Interdentalbürstchen zur Reinigung der Zahnzwischenräume – das sollte von nun an zur täglichen Routine werden. Auch durch desinfizierende Mundspülungen können Sie schädlichen Bakterien das Leben schwerer machen. Da sich selbst bei bester Mundhygiene an schlecht zugänglichen Stellen Beläge bilden können, sollten Sie Ihren Zähnen in regelmäßigen Abständen eine professionelle Zahnreinigung gönnen. Wichtig ist nicht zuletzt auch ein gesunder Lebensstil: Vor allem Rauchen und übermäßiger Stress können sich negativ auf Ihre Zahngesundheit auswirken.

Wenn übermäßiger Druck feste Zähne gefährdet

Doch nicht immer liegt losen Zähnen eine Parodontitis zugrunden. „Durchbeißen“, so lautet eine häufige Devise in Stresszeiten – was handfeste Folgen für die Zahngesundheit haben kann. Bei immer mehr Menschen manifestiert sich chronischer Stress in nächtlichem Zähneknirschen. Die Druckbelastung kann sowohl dem Zahnschmelz als auch dem Zahnhalteapparat empfindlich zusetzen und im Laufe der Zeit zu losen Zähnen führen. Leider entzieht sich die übermäßige Kautätigkeit im Schlaf der willentlichen Kontrolle, Betroffene bemerken oft allenfalls eine leichte Verspannung der Kiefermuskulatur. Meist ist es daher der Zahnarzt, der die Diagnose aufgrund der typischen Veränderungen im Gebiss stellt. Durch spezielle Kunststoffschienen, die nachts getragen werden, lässt sich die Belastung der Zähne reduzieren.

Feste Zähne statt Zahnersatz – die Möglichkeiten der Implantologie

Was auch immer zu dem Wackelzahn geführt hat: Oberstes Ziel ist immer der Erhalt eigener, fester Zähne. In manchen Fällen ist die Grunderkrankung jedoch bereits zu weit vorangeschritten, um lose Zähne zu retten. Muss ein Zahn gezogen werden, so sollte immer für einen adäquaten Zahnersatz gesorgt werden – nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern auch um die verbleibenden Zähne zu schützen.

Die Vorstellung einer herausnehmbaren Zahnprothese im Wasserglas neben dem Bett jagt vielen Menschen Schauer über den Rücken. Zum Glück bietet die moderne Zahnmedizin überzeugende Alternativen, die wesentlich diskreter und komfortabler sind. Fehlen nur wenige Zähne und ist das restliche Gebiss in gutem Zustand, kann etwa eine festsitzende Brücke den Zahnverlust kaschieren.

Doch auch ein fortgeschrittener Zahnverlust bedeutet nicht, auf eigene, feste Zähne verzichten zu müssen: Mithilfe von Zahnimplantaten kann der Zahnarzt selbst Patienten mit zahnlosem Kiefer zu festsitzenden Zähnen verhelfen. Zahnimplantate sind Stifte aus hochreinem Titan, die im Kieferknochen verankert werden und die Rolle der Zahnwurzeln übernehmen. Sie werden anschließend durch einen künstlichen Zahnersatz überkront, der meist aus Vollkeramik angefertigt wird und echten Zähnen täuschend ähnlich sieht. Bei guter Pflege halten Zahnimplantate ein Leben lang.

Lose Zähne sind also kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Fast immer kann der Zahnarzt Lösungen finden, um Betroffenen sowohl ihre Lebensqualität als auch ihr attraktives Lächeln wieder zurückzugeben.

 

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