Eine Zahnfleischentzündung beginnt oft nur mit einem leichten Zahnfleischbluten oder vereinzelten Schwellungen und Rötungen. Und obwohl rund drei Viertel der Bevölkerung darunter leiden, wird sie häufig unterschätzt – oder gar nicht erst erkannt. Entzündetes Zahnfleisch kann sich jedoch ohne Behandlung zu einer irreversiblen Parodontitis entwickeln.
Beugen Sie also vor! Dieser Beitrag fasst zusammen, woran Sie eine Zahnfleischentzündung erkennen, wie sie behandelt wird und wie Sie selbst vorbeugen können.

Der feine Unterschied zwischen Zahnfleischentzündung und Parodontitis

Oftmals wird eine Zahnfleischentzündung mit Parodontitis verwechselt oder gleichgesetzt. Doch die Symptome und Folgen der beiden Krankheitsbilder unterscheiden sich deutlich.

  • Als Zahnfleischentzündung oder Gingivitis wird eine oberflächliche Entzündung der Mundschleimhaut bezeichnet. Sie erstreckt sich auf das äußere Zahnfleisch (Gingiva), während die tieferliegenden Bereiche des Zahnbetts nicht betroffen sind.
  • Die Parodontitis oder Parodontose greift auf den gesamten Zahnhalteapparat (Parodontium) über, also auch die Kieferknochen. Meist geht sie deshalb mit Schmerzen einher. Im Gegensatz zur Gingivitis führt sie zu irreversiblen Schädigungen im Mundbereich. Da die Zahnwurzeln durch die Entzündung ihren Halt im Zahnbett verlieren, kann eine Parodontitis zu Lockerungen und im schlimmsten Fall sogar zum Verlust der Zähne führen.

Wie entsteht eine Zahnfleischentzündung?

Der Auslöser für eine Zahnfleischentzündung sind Bakterien in der Mundhöhle bzw. deren saure Stoffwechselprodukte. Diese Bakterien sind Teil der natürlichen Mundflora und kommen auch bei gesunden Menschen vor. Wenn bestimmte Stellen im Mundraum jedoch nicht gründlich gereinigt werden, sammeln sich die Bakterien dort an und vermehren sich.

Dies geschieht vor allem in den Zahnzwischenräumen und den hinteren Zahnbereichen, die mit der Zahnbürste schwer zu erreichen sind. Die dort vergessenen Speisereste bilden eine optimale Nahrungsgrundlage für die Bakterien. Sie verarbeiten die Ablagerungen zu einem zähen und zunächst unsichtbaren Zahnbelag, der so genannten Plaque. Darin vermehren sich die Bakterien und geben Säure und Giftstoffe ab, die den Zahnschmelz angreifen.

Wenn sich dieser Zahnbelag auf die Zahnbereiche ausbreitet, die an das Zahnfleisch angrenzen, können die Bakterien auf das Zahnfleisch übergehen und dort eine Entzündung auslösen. Durch Mineralien aus dem Speichel kann sich die Plaque bei mangelnder Reinigung zu Zahnstein verhärten, der schließlich nur noch vom Zahnarzt entfernt werden kann. Zahnstein erkennen Sie deutlich als festen Belag, der zum Teil auch verfärbt ist.

Mit der Zeit drängt sich dieser Belag zwischen Zahn und Zahnfleisch. Er verursacht dort sogenannte „Zahnfleischtaschen“, in denen sich der Zahnstein und die Bakterien nun immer weiter ansammeln. Ab diesem Zeitpunkt sprechen Zahnärzte bereits von einer Parodontitis.

Eine frühe Diagnose und Therapie verhindern Parodontitis

„Zahnfleisch entzündet? Wird schon wieder weggehen …“, denken sich leider viel zu viele Menschen, wenn sie beim Zähneputzen Blut sehen. Meist interpretieren sie es als Nebeneffekt zu kräftigen Putzens oder einer zu harten Zahnbürste.  Wenn das Zahnfleisch in diesen Situationen jedoch regelmäßig blutet, kann es sich bereits um die Symptome einer Zahnfleischentzündung handeln. Ein weiteres Anzeichen für eine angehende Gingivitis ist das leichte Anschwellen oder die Rötung einzelner Zahnfleischbereiche. Auch ein schwacher, anhaltender Mundgeruch kann eine Zahnfleischentzündung ankündigen. Eine zweifelsfreie Selbstdiagnose ist aber nur schwer möglich.

Um die Entwicklung der Entzündung zu einer Parodontitis zu verhindern, empfehlen wir deshalb, beim Auftreten der genannten Symptome zeitnah einen Zahnarzt aufzusuchen.

Eine Entzündung erkennt der Zahnarzt anhand der Symptome meist mit bloßem Auge. Zusätzliche Sicherheit kann ein Speicheltest liefern. Eine oberflächliche Zahnfleischentzündung ist im Regelfall mit der Entfernung der Zahnbeläge und einer sofortigen, umfassenden Zahnreinigung in den Griff zu bekommen.

Um eine Parodontitis zu diagnostizieren, misst der Zahnarzt zusätzlich mit einer Sonde den Abstand zwischen Zahnfleisch und Zahn. Wenn er mit der Sonde weiter als zwei Millimeter in den Spalt vordringen kann, haben sich bereits Zahnfleischtaschen gebildet, die auf eine Parodontitis hinweisen.

Ausführlich besprechen wir die Parodontitis, ihre Erkennung und die Behandlungsmöglichkeiten in unseren Beiträgen „Ursachen, Symptome und Behandlung von Parodontitis“ sowie „Das erwartet Sie bei der Parodontitis-Früherkennung“.

Mundhygiene ist nicht alles – diese Risikofaktoren begünstigen entzündetes Zahnfleisch

Zwar spielt die Mundhygiene eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Zahnfleischentzündungen. Wie ergibt sich diese Erkrankung aber aus mehreren Faktoren. Bestimmte Personengruppen sind nämlich besonders anfällig für eine Zahnfleischentzündung:

  • Der Mundraum von Menschen, die durch den Mund atmen oder nur einen geringen Speichelfluss haben, bietet den Bakterien besonders gute Bedingungen zur Vermehrung.
  • Zudem begünstigt ein geschwächtes Immunsystem die Entstehung einer Zahnfleischentzündung. Dies betrifft beispielsweise Personen, die von AIDS betroffen sind, unter chronischem Stress leiden oder abwehrschwächende Medikamente einnehmen. Zu diesen Medikamenten, den so genannten Immunsuppressiva, zählen unter anderem blutdrucksenkende Medikamente oder Arzneien gegen Epilepsie.
  • Daneben können die hormonellen Veränderungen während der Schwangerschaft oder vor der Periode die Wahrscheinlichkeit für eine Zahnfleischentzündung erhöhen.
  • Eine weitere Risikogruppe sind Raucher. Bei ihnen tritt nicht nur häufiger eine Zahnfleischentzündung auf als bei Nichtrauchern, sondern sie sprechen auch schlechter auf die Behandlung an. Da ihre Mundschleimhaut schwächer durchblutet wird, tritt bei ihnen seltener Zahnfleischbluten auf und die Entzündung wird leicht übersehen.
  • Unabhängig von der gesundheitlichen Verfassung trägt eine ungünstige Ernährung und der regelmäßige Konsum von Alkohol zur Entstehung von Zahnfleischentzündungen bei. Besonders zuckerhaltige Speisen und Getränke, die sich im Mundraum ablagern, sowie säurehaltige Lebensmittel, die den Zahnschmelz angreifen, bieten den Bakterien eine optimale Lebensgrundlage.

Sorgfältige Mundhygiene beugt Zahnfleischentzündungen vor

Hauptursache für die Ausbreitung der Bakterien ist zumeist eine unzureichende Zahnpflege. Mit sorgfältiger Mundhygiene sind Sie deshalb schon auf dem besten Weg, einer Zahnfleischentzündung vorzubeugen und diese im leichten Fall auch zu heilen.

  • Putzen Sie Ihre Zähne mindestens zweimal täglich gründlich. Der beste Zeitpunkt ist etwa eine halbe Stunde bis eine Stunde nach dem Essen. Schon nach 24 Stunden ohne Zähneputzen erreicht die Plaque gefährliche Ausmaße. Wechseln Sie Ihre Zahnbürste zudem regelmäßig – besonders nach Infektionen.
  • Um auch die Ablagerungen in den Zahnzwischenräumen zu entfernen, ist die ergänzende und tägliche Reinigung mit Zahnseide unabdingbar. Noch besser sind Interdentalbürstchen, denn die erreichen auch die Einkerbungen, die Zähne an den aneinanderliegenden Seiten haben.
  • Die Zungenreinigung und die Verwendung von sanften Mundspüllösungen dämmen das Wachstum der Bakterien zusätzlich ein.
  • Ist Ihr Zahnfleisch sehr stark entzündet, raten wir Ihnen in jedem Fall zu einer zahnärztlichen Behandlung.

Neben der individuellen Zahnpflege zu Hause sind halbjährliche Kontrollbesuche in der Zahnarztpraxis von grundlegender Bedeutung. Wir empfehlen Ihnen außerdem eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung durch eine speziell ausgebildete Fachkraft. So können wir Ihre Zähne auch an all den Stellen reinigen, die Sie beim Zähneputzen selbst nicht so gut erreichen.

Die Polierung und abschließende Versiegelung der Zähne mit einem fluoridhaltigen Lack erschwert außerdem, dass bakterielle Beläge an den Zähnen haften bleiben. Achten Sie darüber hinaus noch auf eine zahngesunde Ernährung sowie die Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen, können Sie einer Zahnfleischentzündung und dem Risiko für Parodontitis langfristig gut vorbeugen!