Bambuszahnbürsten sind voll im Trend und gelten gerade unter umweltbewussten Menschen als nachhaltige Alternative zu den üblichen Zahnbürsten. Denn klar ist: Wer tatsächlich regelmäßig seine Zahnbürste wechselt, häuft im Lauf des Lebens einen gewaltigen Berg Plastikmüll an. Doch wir wollen in diesem Beitrag gar nicht über den Umweltaspekt diskutieren. Als Zahnarztpraxis interessiert uns vielmehr: Sind Bambuszahnbürsten auch für Ihre Zähne eine gute Alternative?

Beginnen wir mit dem größten Kritikpunkt in Sachen Hygiene:

Bambuszahnbürsten sind wahre Keimschleudern und anfällig für Schimmel

Bei guter Zahnhygiene kommt die Zahnbürste zwei- bis dreimal täglich in intensiven Kontakt mit Wasser und Mundbakterien. Sie wird anschließend häufig ohne Abtrocknen in einen Becher oder Zahnbürstenhalter gestellt. Bambuszahnbürsten – wie bei Holz eben üblich – neigen bei ständiger Feuchtigkeit zu Schimmelbildung. Der kann sich entweder direkt am Griff entwickeln (wenn die Zahnbürste nach dem Putzen in einer kleinen Wasserlache steht oder liegt) oder direkt am Bürstenkopf. Denn im Vergleich zu herkömmlichen Zahnbürsten werden die Borsten nicht direkt verankert und es bleiben kleine Hohlräume. Zudem bietet das feuchte Milieu Keimen einen idealen Nährboden.

Für die Gesundheit ist das natürlich schädlich. Abhilfe schaffen Sie jedoch, wenn Sie bei Ihrer Bambuszahnbürste auf gute Hygiene achten: Wechseln Sie Ihre Zahnbürste spätestens nach drei Monaten. Trocknen Sie sie nach dem Putzen ab und stellen bzw. legen Sie Ihre Zahnbürste so hin, dass sie ordentlich durchtrocknen kann. Einige Zahnärzte empfehlen sogar, zwei Zahnbürsten im gleichzeitigen Gebrauch zu haben, um die Trockenzeit zu erhöhen. Übrigens sind auch Plastikzahnbürsten wahre Keimherde, wenn Sie diese nicht nach dem Putzen abspülen und gut trocknen lassen!

Bambuszahnbürsten sind antibakteriell

… zumindest findet sich diese Aussage in zahlreichen Blogs und Artikeln zu diesem Thema. Ganz so stimmt das jedoch nicht, wenn wir uns eine Studie der TU Dresden einmal näher anschauen. Die ergab nämlich: Behandelter bzw. veredelter Bambus ist durchaus antibakteriell. Jedoch verstärkt sich diese Eigenschaft nur durch das Öl, mit dem das Holz behandelt wurde – etwa bei Küchen-Schneidebrettern. Und wie oft behandeln Sie Ihre Bambuszahnbürsten mit Öl? Roher Bambus ist nicht oder kaum antibakteriell.

Ein weiterer Faktor, den es im Auge zu behalten gilt: Bei den untersuchten Bambusteilen halbierte sich der antibakterielle Hemmfaktor nach dreimaligem Waschen mit Spülmittel und 35 °C warmem Wasser. Natürlich lässt sich letzteres nicht 1:1 aufs Zähneputzen übertragen. Insgesamt sollten Sie jedoch daraus mitnehmen, dass Bambuszahnbürste keine antibakteriellen Wunderprodukte sind.

Bambus steckt voller Schadstoffe

Doch was nützt Ihnen eine hygienisch gelagerte Bambuszahnbürste, wenn das Holz selbst voller Pestizide ist? Dies ist ein weiterer, häufiger Kritikpunkt an Bambusprodukten aller Art.

Grundsätzlich handelt es sich bei Bambus um eine Pflanze, die auch mit wenig glücklich ist. Etwas Wasser, Licht, nette Nachbarn und gute Laune – das ist alles, was der Bambus braucht, um schon nach wenigen Jahren erntereif zu sein. Da er von Natur aus sehr resilient ist, machen ihm auch Schädlinge nicht viel aus. Landwirte können daher rein theoretisch auf Pestizide oder Düngemittel verzichten.

In der Praxis ist das aber nicht immer sicher. Hauptproduzent und -exporteur von Bambus ist die Volksrepublik China, wo die Auflagen für Umweltschutz und Landwirtschaft nicht so hoch sind wie etwa in der EU. Es ist daher nicht immer klar, ob der Bambus wirklich ganz ohne künstliche Hilfsmittel gewachsen ist. Sie können höchstens darauf vertrauen, was der Zahnbürstenhersteller zur Herkunft des verwendeten Bambus angibt – oder auf Ökostandard-Siegel auf der Verpackung.

Handzahnbürsten sind generell schlechter als elektrische Zahnbürsten

Viele Hersteller elektrischer Zahnbürsten werben mit „strahlenden Ergebnissen“ und sauberen Zähnen wie nie zuvor. Oder zumindest dem Gefühl, dass Ihre Zähne mit Ultraschall-Zahnbürsten oder rotierenden Borstenköpfen viel sauberer werden. Tatsächlich reinigt eine elektrische Zahnbürste aber nicht grundsätzlich besser.

Mit der richtigen Putztechnik reinigen Sie Ihre Zähne auch mit normalen Handzahnbürsten gut. Die falsche Putztechnik (oder die falsche Zahnpasta) kann Ihnen mit jeder Zahnbürste den Zahnschmelz ruinieren. Es kommt also nicht unbedingt darauf an, was Sie nutzen, sondern wie Sie putzen. Zu 100 % werden Sie Ihre Zähne sowieso nicht vom Belag befreien können. Deshalb braucht es immer drei Bausteine für gute Zahnhygiene:

  1. Regelmäßig mit fluoridhaltiger Zahnpasta putzen
  2. Zahngesund ernähren
  3. Prophylaxe- und Zahnreinigungstermine wahrnehmen

Was speziell bei Bambuszahnbürsten ein Problem sein könnte, sind die Borsten. Bisher bieten nur wenige Hersteller Bambusbürsten mit weichen Borsten an. Zu harte Borsten greifen jedoch – in Kombination mit wahrhaften Schrubb-Angriffen – den Zahnschmelz an.

Sind Bambuszahnbürsten nun also besser oder schlechter als Plastikzahnbürsten?

Das kommt wohl ganz drauf an, wen Sie fragen. Eindeutig lässt sich nur sagen, dass Bambuszahnbürsten nicht unbedingt schlechter sind – vorausgesetzt, Sie achten auf gute Hygiene, putzen Ihre Zähne sorgsam und greifen nicht zur erstbesten Bambuszahnbürste, die Ihnen ins Auge fällt.

Manche Leute fühlen sich jedoch mit einer Bambuszahnbürste unwohl. Zum Beispiel, weil das Holz einiger Produkte nach den ersten Putzdurchgängen rau wird und bei einigen das Zahnfleisch aufscheuert. In diesem Fall sollten Sie sich natürlich nicht dazu zwingen, weiterhin auf die Plastik-Alternative zurückzugreifen.

Denn unterm Strich zählt nur eines: Sie fühlen sich mit der Zahnbürste wohl und können damit so gut putzen, dass auch Ihr Zahnarzt nichts zu kritisieren hat. Dann ist es ganz egal, ob Sie nun eine Bambus-, Ultraschall- oder Plastikhandzahnbürste nutzen.

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