Wie sehr wir etwas brauchen, merken wir oft erst, wenn es nicht mehr da ist oder nicht mehr funktioniert. Bestes Beispiel dafür sind unsere Knochen. Im Alltag bemerken wir sie kaum, doch wenn sie aufgrund von Brüchen oder Osteoporose den Dienst versagen, wird das zum echten Problem. In diesem Beitrag geht es um Osteoporose an einer Stelle, die ganz besonders unangenehm ist: Der Kiefer.

Die Ursachen für Osteoporose sind vielseitig

Osteoporose, auch als Knochenabbau bekannt, hat viele unterschiedliche Ursachen. Vor allem Frauen sind betroffen, doch ab einem gewissen Alter werden auch die Knochen von Männern schwächer. Das liegt daran, dass bis etwa zum 30. Lebensjahr Knochenmasse aufgebaut wird. Ab 40 verlieren Sie pro Lebensjahr etwa ein Prozent. Das macht Osteoporose zur häufigsten Knochenkrankheit im Alter.

Weitere Faktoren, die Osteoporose begünstigen, sind:

  • Mangelhafte Ernährung, vor allem Mangel von Kalzium und Vitamin D
  • Untergewicht
  • Fehlende Bewegung
  • Rauchen
  • Übermäßiger Alkoholkonsum
  • Rheuma
  • Diabetes
  • Fortgeschrittene Parodontitis

Daneben haben auch einige Medikamente einen negativen Einfluss auf die Knochengesundheit:

  • Kortison
  • Zystostatika (meist im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt)
  • Bestimmte Antiepileptika
  • Bestimmte Antidepressiva
  • Blutverdünnende Medikamente

So beugen Sie Knochenabbau generell vor

Osteoporose beugen Sie am besten durch viel Bewegung, gesunde Ernährung und gute Zahnpflege vor. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie nun extrem viele kalziumreiche Lebensmittel zu sich nehmen sollten – denn das kann wiederum zu einer Übersäuerung des Körpers führen, die Einfallstor für zahlreiche weitere Krankheiten wie Haut- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind.

Achten Sie lieber auf eine ausgeglichene Ernährung in Kombination mit einem täglichen Spaziergang, um Ihre Knochen in Form zu halten. Putzen Sie sich außerdem gründlich die Zähne (auch Kronen und Prothesen!) und gehen Sie zu Kontrollterminen, um eine Parodontitis zu verhindern und damit das Risiko für eine Kieferosteoporose zu senken.

Osteoporose kann auch den Kiefer betreffen

Besonders anfällige Stellen für den Knochenabbau sind der Oberschenkel, Lendenwirbel, Ellen und Speichen, Rippen und das Becken. Ältere Menschen neigen deshalb oft zu Brüchen an diesen Knochen.
Nun bemerken Sie vielleicht, dass wir den Kieferknochen nicht erwähnt haben und fragen sich, was die Osteoporose dann mit dem Kiefer zu tun hat. Die Antwort liegt in Medikamenten, die üblicherweise gegen Osteoporose und Knochenmetastasen bei Krebspatienten eingesetzt werden.

Gut wirkende Medikamente – mit unangenehmen Nebenwirkungen

Sogenannte Bisphosphonate verlangsamen den Knochenabbau und die Bildung von Knochenmetastasen. Dazu zählen die Wirkstoffe Zoledronsäure, Ibandronsäure, Risedronsäure und Alendronsäure. Außerdem wird manchmal Denosumab verwendet. In den beabsichtigten Einsatzgebieten helfen diese Medikamente sehr gut. Doch seit einigen Jahren vermehrt sich eine unerwünschte Nebenwirkung: Bisphosphonate und Denosumab bewirken bei Langzeit- und Dauertherapie eine Osteoporose im Kiefer.

Ergebnis: Eine Kiefernekrose, bei der das Kieferknochengewebe im wahrsten Sinne des Wortes abstirbt. Eine Osteoporose im Kiefer äußert sich durch Schwellungen, lockere Zähne, wenig Gefühl in der Unterlippe sowie Beschwerden beim Sprechen oder Kauen. Außerdem tritt Mundgeruch aufgrund von Abszessen auf. Da diese Symptome jedoch auch bei anderen Krankheiten im Mund vorkommen können, ist das Indiz Nr. 1 ein stellenweise freiliegender Kieferknochen, der nach mehreren Wochen noch immer nicht verheilt ist.

Ein guter Mund- und Zahnzustand senkt das Risiko einer Osteoporose im Kiefer

Deshalb ist es sehr wichtig, dass Sie Ihren Mund vor dem Beginn einer Behandlung mit besagten Medikamenten durchchecken lassen. Sind Zähne, Zahnfleisch und Kiefer in Ordnung? Selbst kleine Entzündungen können zu Knochenschwund oder einer Nekrose im Kiefer führen – dagegen haben Studien gezeigt, dass Behandlungen von Erkrankungen im Mundraum das Risiko von Osteoporose im Kiefer senken. Lassen Sie Ihre Zähne und Ihren Kiefer notfalls sanieren.

Und was ist, wenn schon eine Osteoporose oder gar Nekrose im Kiefer ist? In den meisten Fällen hilft hier schon eine gezielte Behandlung mit Antibiotika. Andernfalls muss ein operativer Eingriff erfolgen. Das abgestorbene Knochengewebe wird dabei entfernt und der Kieferknochen anschließend wieder aufgebaut. Damit es so weit jedoch gar nicht erst kommen muss, raten wir Ihnen dringend, bei jeglichen Beschwerden im Mund Ihren Zahnarzt zu konsultieren.

Implantate bei Kieferknochenschwund – das sollten Sie wissen

Besonders, wenn Sie demnächst Implantate einsetzen lassen möchten, gibt es im Zusammenhang mit Osteoporose einiges zu beachten:

  1. Medikamente gegen Osteoporose sorgen dafür, dass die Knochen weniger durchblutet werden. Das führt zu verschlechterter Heilung von Wunden im Knochen – Implantate benötigen somit eine viel längere Einheildauer.
  2. Bereits bestehende Implantate verlieren bei Osteoporose im Kiefer den Halt.
  3. Ist der Kieferknochen schon zu weit abgebaut, können Implantate nicht sicher verschraubt werden. In diesem Fall muss die Osteoporose zunächst behandelt und der Knochen durch ein spezielles Verfahren wieder weit genug aufgebaut werden

Sprechen Sie sich vor dem Einsetzen von Implantaten mit Ihrem Arzt und Ihrem Zahnarzt ab. Aufgrund der unerwünschten Nebenwirkungen kann es oft sinnvoll sein, die Osteoporose-Medikamente vorerst abzusetzen.

 

Als eine der häufigsten Knochenerkrankungen kann Osteoporose nahezu jeden betreffen. Besonders im Kiefer richtet sie großen Schaden an. Es ist daher wichtig, dass sich Krebs- und Osteoporosepatienten aufgrund der Nebenwirkungen der Medikamente besonders intensiv um ihre Mund- und Zahnhygiene kümmern. Bleiben Sie mit Ihrem Arzt und Zahnarzt in engem Austausch, um mögliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen und abzuwenden!

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