Tausend Dinge und Termine sind im Kopf zu behalten, wenn sich Nachwuchs ankündigt. Woran dann wohl die wenigsten denken, ist die Zahngesundheit. Dabei ist die in der Schwangerschaft besonders wichtig. Worauf werdende Mütter achten sollten und warum, welche Ursachen Zahnschmerzen in der Schwangerschaft haben und ob Zahnverlust in der Schwangerschaft wirklich so ein häufiges Problem ist, lesen Sie in diesem Beitrag.

Hätten Sie’s gedacht? Die Hormonachterbahn in der Schwangerschaft wirkt sich nicht nur auf die Stimmung und den Vorratsschrank aus, sondern auch auf die Zahngesundheit – und damit auf die Gesundheit des heranwachsenden Babys. Für schwangere Frauen gilt es deshalb in den neun Monaten umso mehr, auf gesunde Zähne zu achten. Lassen Sie uns die Zusammenhänge aufdecken, indem wir zunächst einen Blick auf ein weit verbreitetes Phänomen werfen: Zahnfleischbluten in der Schwangerschaft.

Zahnfleischbluten in der Schwangerschaft: Bitte trotzdem weiter putzen!

Wer schon einmal schwanger war oder gerade schwanger ist, kennt das Problem: Das Zahnfleisch schwillt an, wird weich, oft kommt es zu Zahnfleischbluten. Schuld daran ist das Hormon Progesteron, das während dieser Zeit besonders hohe Werte erreicht. Es kommt leichter zu einer Zahnfleischentzündung mit Zahnschmerzen, die in diesem Fall „Schwangerschaftsgingivitis“ heißt. Viele Frauen schrecken davor zurück, bei blutendem Zahnfleisch weiter zu putzen, um die Verletzung nicht zu verstärken. Das ist jedoch der falsche Ansatz. Denn so haben schädliche Bakterien leichtes Spiel, sich ungestört im Mundraum zu verbreiten. Die Folge: Die einfache Zahnfleischentzündung kann sich zu einer Parodontitis ausweiten. Und jetzt wird es besonders kritisch. Parodontitis erhöht nämlich das Risiko von Fehlgeburten signifikant! Putzen Sie deshalb bitte weiterhin regelmäßig gründlich Ihre Zähne und vergessen Sie dabei die Zahnzwischenräume nicht.

Übrigens: Auch kurz vor der Menstruation wird viel Progesteron gebildet und kann dann ebenfalls zu Schwellungen und Blutungen Ihres Zahnfleischs führen.

Weiter geht’s mit einer Sache, die wohl die meisten Schwangeren ebenso gut kennen.

Morgendliches Erbrechen: Auch für Ihre Zähne eine üble Angelegenheit

Häufiges Erbrechen zu Beginn der Schwangerschaft zählt zu den üblichen Begleiterscheinungen. Genau wie Sie könnten aber auch Ihre Zähne gut und gerne darauf verzichten, denn der ständige Kontakt mit der Magensäure schädigt den Zahnschmelz und weicht ihn auf. Unser Tipp, um Ihre Zähne zu schonen: Greifen Sie nicht direkt zur Zahnbürste, sondern spülen Sie Ihren Mund zunächst mit Wasser oder einer Mundspülung aus und warten Sie ca. eine halbe Stunde. Die Säure wird neutralisiert und der Zahnschmelz hat Gelegenheit, wieder zu härten. Andernfalls putzen Sie den angegriffenen Schmelz nach und nach einfach weg und öffnen Kariesbakterien Tür und Tor.

Ein saures Milieu im Mund greift den Zahnschmelz an

Hinzu kommt: Während der Schwangerschaft sinkt der pH-Wert im Mund, das Milieu wird also insgesamt saurer, als Ihren Zähnen lieb ist. In der Folge ist der Zahnschmelz ständiger Belastung ausgesetzt, was ihn anfälliger für den Einfall von Bakterien macht.

Die Schwangerschaft sorgt für Heißhunger? Bitte denken Sie danach an Ihre Zähne!

In diesem Zusammenhang wollen wir auch gleich einen Blick auf die Ernährung werfen. Während der Schwangerschaft müssen Gummibärchen, saure Gurken und andere Snacks öfters dran glauben als in einem ruhigeren Abschnitt des Lebens. Das hat zwei gravierende Folgen:

  1. Zucker wird von Bakterien in Säure umgewandelt – es entwickelt sich das gleiche Szenario, wie eben beschrieben. Hier gilt wieder: Nach dem Verzehr warten und dann die Zähne putzen, um Zahnschmerzen durch defekten Zahnschmelz zu verhindern. Vor allem, falls Sie in dieser Zeit vermehrt zu Heißhungerattacken auf Süßes und Saures neigen.
  2. Wenn sich „Ernährungssünden“ in Hauptbestandteile der täglichen Ernährung verwandeln, kommen wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zu kurz. Und das wirkt sich nicht nur direkt auf Ihre Gesundheit aus, sondern natürlich auch auf die Ihres Babys. Achten Sie deshalb bitte besonders in dieser Zeit auf eine ausgewogene Ernährung – sich selbst, Ihrem Kind und Ihren Zähnen zuliebe, die sonst besonders anfällig für Karies sind.

Gilt für Mutter und Vater gleichermaßen: Lassen Sie Karies behandeln

Haben Mutter und Vater eine Kariesinfektion, ist die Gefahr groß, dass die Bakterien über den Speichel auf das Kind übertragen werden. Das geschieht zum Beispiel, wenn Sie öfters mal das Besteck mit Ihrem Kind teilen.

Karies tritt bei immer mehr Kindern auf und kann sich vom Milchgebiss auf die „richtigen“ Zähne ausweiten. Wir legen Ihnen deshalb ans Herz: Lassen Sie Ihre Kariesinfektion behandeln – auch, wenn sie erst nach der Schwangerschaft auftritt und noch keine Zahnschmerzen bereitet.

Was hilft gegen Zahnschmerzen während der Schwangerschaft?

Gegen Zahnfleischentzündungen in der Schwangerschaft hilft nur eines: Sorgfältig die Zähne putzen und auch unbedingt zum Zahnarzt gehen, um Beläge entfernen und die Zähne kontrollieren zu lassen. Als Hausmittel eignen sich Mundspülungen mit warmem Salzwasser. Bewährt haben sich auch:

  • Kühlende Kompressen auf der Wange
  • Knoblauch
  • Das Kauen auf Nelken oder Wacholderbeeren
  • Propolis
  • Kräuterextrakte aus Rosmarin, Salbei oder Kamille

Sind die Zahnschmerzen partout nicht auszuhalten, können Sie auf Schmerzmittel zurückgreifen. Achten Sie aber unbedingt darauf, dass die von Ihrem Hausarzt empfohlen sind (z.B. Paracetamol). Nicht alle Medikamente eignen sich in der Schwangerschaft!

Was darf der Zahnarzt während der Schwangerschaft machen?

Abschließend möchten wir Ihnen noch einen Überblick mitgeben, welche zahnmedizinischen Behandlungen in der Schwangerschaft durchgeführt werden dürfen und welche Sie Ihrem Baby zuliebe auf die Zeit danach verschieben sollten.

  • Kontrolltermine, schonende Reinigungen und Parodontistherapien sind grundsätzlich möglich
  • Tiefgehende Behandlungen sollten nicht im ersten oder letzten Trimester durchgeführt werden
  • Von Röntgenaufnahmen der Zähne ist während der gesamten Schwangerschaft abzuraten, wenn es nicht dringend notwendig ist
  • Sofern notwendig, kann eine Behandlung zumindest so weit durchgeführt werden, dass die Zahnschmerzen verschwinden – zum Beispiel bei einer Wurzelentzündung während der Schwangerschaft

Gute Vorsorge schließt das Risiko des Zahnverlusts in der Schwangerschaft aus

Zahnkrankheiten wie Parodontitis und Karies sind bei Schwangeren besonders kritisch. Doch der alte Spruch „Jede Schwangerschaft kostet einen Zahn“ ist heute zum Glück nicht mehr wahr, wenn Sie bei Beschwerden Ihren Zahnarzt konsultieren und generell regelmäßig Ihre Kontrolltermine wahrnehmen. Sitzen Sie Entzündungen und Schmerzen bitte nicht aus!

Unser Tipp, falls Sie bereits eine Kariesinfektion oder Parodontitis haben und eine Schwangerschaft planen: Lassen Sie beides austherapieren, damit die entzündungsauslösenden Bakterien die Schwangerschaft gar nicht erst beeinflussen.

Sie haben weitere Fragen? Dann sprechen Sie uns gerne über unser Kontaktformular oder per Telefon an, wir helfen Ihnen gerne weiter!