Sie kommen gern zum ungünstigsten Zeitpunkt – akute Zahnschmerzen. Von pochenden Zähnen in der Nacht, am Wochenende oder im Urlaub können viele unserer Patienten ein Lied singen. Grundsätzlich sollten Sie Zahnschmerzen niemals auf die leichte Schulter nehmen, doch nicht jedes kleinste Ziehen stellt bereits eine Notfallsituation dar. Lesen Sie hier, wann Sie den Besuch beim Zahnarzt nicht länger aufschieben sollten.

Zahnschmerz ist nicht gleich Zahnschmerz

Schmerzen können sehr unterschiedliche Qualität haben: Sie können sich eher ziehend, pochend oder pulsierend anfühlen. Sie können nur leicht und gelegentlich auftreten oder mit einer Wucht, die uns schier die Wände hochgehen lässt. Manchmal sind sie von anderen Beschwerden wie Schwellungen, Rötungen oder Zahnfleischbluten begleitet. Zur Beurteilung der Situation ist zunächst wichtig: Was genau ist passiert, wie heftig sind die Zahnschmerzen und wie ist ihre Qualität?

Zahnunfälle: Jede Minute zählt

Es passiert am Spielplatz, beim Sport oder im Straßenverkehr: Schon leichte Schläge oder Stürze können reichen, damit ein Zahn ausgeschlagen wird oder abbricht. Meist verursacht das mehr oder weniger heftige Schmerzen, Schwellungen oder Blutungen. Um das Ausmaß der Verletzung abzuklären und Infektionen zu vermeiden, sollten Sie in dieser Situation sofort zum Zahnarzt bzw. zum zahnärztlichen Notdienst.

Wichtig zu wissen: Ein ausgeschlagener Zahn ist in vielen Fällen noch zu retten, wenn er nicht zu lange „im Trockenen“ gelegen ist! Nehmen Sie ihn daher unbedingt in die Zahnarzt-Praxis mit. Ideal dafür wäre ein Zahnrettungsbox. Zur Not tut es auch H-Milch, oder Sie transportieren den Zahn unter der Zunge (Vorsicht vor Verschlucken!). Wichtig ist, dass Sie den Zahn weder an der empfindlichen Wurzelhaut berühren noch selbst säubern.

Heftige Schmerzen, Schwellungen, Fieber

Auch Zahnschmerzen im Kombination mit Fieber oder die berühmt-berüchtigte „dicke Backe“ sind Notfall-Situationen, in denen Sie keine Zeit verlieren sollten! Denn sowohl Schwellungen als auch eine erhöhte Körpertemperatur deuten darauf hin, dass Ihr Immunsystem gerade einen heftigen Kampf mit bakteriellen Übeltätern ausficht. Oft haben sich Karies-Erreger bis zur Zahnwurzel vorgearbeitet, wo zunächst ein Eiterherd entsteht. Entleert sich das Sekret in das umliegende Zahnfleisch oder Bindegewebe, dann bildet sich ein sogenannter Abszess. Er ist meist von höllischen Schmerzen und starken Schwellungen begleitet. In dieser Situation ist so rasch wie möglich medizinische Hilfe erforderlich – auch im Urlaub oder am Wochenende. Im schlimmsten Fall könnten die Erreger sonst auf andere Körperbereiche übergreifen oder ins Blut gelangen.

Pochende oder pulsierende Zahnschmerzen

Die typischen pochenden oder pulsierenden Schmerzen entstehen meist, wenn schädliche Karies-Bakterien sich durch Zahnfleisch und Zahnbein fressen und schließlich den Zahnnerv erreichen. Die Folge ist, dass sich der Nerv entzündet und anschwillt. Das verursacht einen Überdruck im Zahn, den wir als äußerst unangenehmen, oft pochenden oder pulsierenden Zahnschmerz wahrnehmen. Häufig verstärkt sich der Schmerz nachts oder in Ruhe.

Diese Schmerzen sollten Sie keinesfalls tapfer ertragen, sondern möglichst innerhalb von 1 bis maximal 2 Tagen den Zahnarzt aufsuchen! Denn sonst kann der entzündete Zahnnerv absterben. Das führt zunächst dazu, dass der Schmerz plötzlich nachlässt oder aufhört. Doch diese Ruhe ist leider trügerisch, denn die Erreger breiten sich weiter aus und befallen immer größere Teile des Gewebes oder des Kieferknochens. Schon nach kurzer Zeit kehren die Zahnschmerzen in noch heftigerer Qualität zurück.

Zahnschmerzen beim Zubeißen

Manchmal schmerzen Zähne nicht dauerhaft, sondern nur durch den Druckreiz beim Zubeißen. Die Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein. Manchmal liegt es daran, dass eine Krone, Brücke oder Prothese nicht mehr optimal sitzt. Auch bei einer Zahnfleischentzündung oder Parodontitis können mitunter Aufbissschmerzen entstehen, weil das unmittelbar an den Zahn angrenzende Gewebe gereizt ist. In manchen Fällen machen sich aber auch Entzündungsherde tiefer im Inneren des Zahnes durch Schmerzen beim Zubeißen bemerkbar. Sie sollten sich daher möglichst innerhalb weniger Tage einen Termin beim Zahnarzt geben lassen, um die Ursache der Schmerzen abzuklären.

Schmerzen bei Temperaturreizen, Süßem oder Saurem

Wenn Sie bei heißen Getränken, Speiseeis oder sauren Früchten schmerzvoll das Gesicht verziehen, können freiliegende Zahnhälse die Ursache sein. Möglicherweise hat sich das Zahnfleisch zurückgezogen, wodurch das empfindliche Zahnbein (Dentin) der Zahnhälse ungeschützt zu liegen kommt. Das Zahnbein ist von feinen Kanälchen durchzogen, die Reize ins Zahninnere weiterleiten. So entstehen die typischen Schmerzen bei Süßem, Saurem, Kaltem oder Heißem.

Es handelt sich zwar um keine unmittelbare Notfallsituation, trotzdem sollten Sie sich innerhalb einer Woche einen Termin beim Zahnarzt geben lassen. Denn auch eine beginnende Karies äußert sich manchmal auf diese Art und Weise. Der Zahnarzt wird die genaue Ursache abklären und – falls nötig – eine Behandlung in die Wege leiten. Freiliegende Zahnhälse lassen sich etwa mit speziellen Lacken oder Kunststoffen versiegeln, was die Schmerzempfindlichkeit deutlich herabsetzt.

Milde, wiederkehrende Zahnschmerzen

Auch bei leichteren, erträglichen Schmerzen sollten Sie den Besuch beim Zahnarzt möglichst nicht auf die lange Bank schieben. Manchmal ist eine beginnende Karies für milde, ziehende Schmerzen verantwortlich. Leiden Sie zugleich unter Zahnfleischbluten, kann eine Zahnfleischentzündung oder Parodontitis dahinter stecken. In beiden Fällen ist es wichtig, dass der Zahnarzt den Erregern rechtzeitig das Handwerk legt. Auch bei milden Zahnschmerzen gehört die Ursache immer abgeklärt!

Schmerzen beim Zahnwechsel

Auch durchbrechende Zähne können bei Kindern manchmal für Zahnschmerzen verantwortlich sein. Treten im frühen Erwachsenenalter die Weisheitszähne hervor, kann das ebenfalls Probleme verursachen. Manchmal ist der Kiefer zu eng, die Weisheitszähne finden nicht ausreichend Platz und verschieben die bestehende Zahnreihe. Auch in diesem Fall ist daher ein Zahnarztbesuch angesagt.

Schmerzmittel nur zur Überbrückung sinnvoll

Zahnschmerzen sind immer ein Alarmsignal. Manchmal haben sie harmlose Ursachen, doch das kann nur der Zahnarzt feststellen! Zögern Sie daher nicht und lassen Sie sich im Zweifelsfall lieber einen Notfall-Termin geben.

Die Zeit bis zum Zahnarztbesuch können Sie natürlich mit frei verkäuflichen Schmerzmitteln (auf der Basis der Wirkstoffe Ibuprofen, Paracetamol oder Diclofenac) überbrücken. Bei leichteren Beschwerden hilft oft schon das Kauen einer Gewürznelke, denn die darin enthaltenen ätherischen Öle wirken schmerzlindernd.

Dauerhaft sollten Sie Zahnschmerzen aber niemals mit Pillen und Tabletten „ausschalten“. Denn Karies-Bakterien und andere Übeltäter wüten im Verborgenen weiter und richten oft noch größere Schäden an. Je früher Sie zum Arzt gehen, desto leichter und rascher gestaltet sich die Behandlung. Und keine Sorge, auch starke Schmerzen kann der Zahnarzt mit hochwirksamen (rezeptpflichtigen) Schmerzmitteln rasch in den Griff bekommen!

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