Zahnersatz kann ins Geld gehen. Bei Preisen von bis zu 3.000 Euro für ein einziges Zahnimplantat schauen sich viele Patienten nach günstigeren Alternativen um. Vor allem Zahnärzte aus dem Ausland rühren im Internet kräftig die Werbetrommel und locken mit einer Preisersparnis von bis zu 80 Prozent. Doch halten billige Zahnimplantate auch, was sich Patienten von ihnen versprechen? Lesen Sie hier, welche Risiken Zahnersatz zum Schnäppchen-Preis birgt.

Warum sind Zahnimplantate so teuer?

Viele Patienten schlucken einmal kräftig, wenn sie den Heil- und Kostenplan ihres Zahnarztes sehen: Eine komplette Gebiss-Sanierung mit Zahnimplantaten kann rasch einmal 15.000 Euro oder mehr kosten – so viel wie ein Kleinwagen. Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten bei einer Implantatbehandlung nur den Regelzuschuss, rund 400 Euro pro Implantat. Das ist kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.

Wie rechtfertigt sich eigentlich der stolze Preis von „künstlichen Zähnen“?

  • Zahnimplantate sind High-Tech-Produkte. In die Entwicklung und Fertigung der „künstlichen Zahnwurzeln“ aus Titan fließt viel Zeit und Geld. Rund zwei Drittel der Kosten einer Implantatbehandlung gehen auf das Konto von Material und Labor. Dafür hält der Zahnersatz bei guter Pflege ein Leben lang.
  • Neben den Materialkosten schlagen auch die Personalkosten zu Buche. Für eine Implantatbehandlung sind Zahnarzt, Zahntechniker und Zahnarztassistenten viele Stunden für den Patienten im Einsatz. Und sie werden hierzulande wesentlich besser und fairer entlohnt als etwa in östlichen EU-Staaten. Die Ersparnis bei den Personalkosten ist mit ein Grund, warum ausländische Zahnärzte vergleichsweise billige Zahnimplantate anbieten können.
  • Auch die nötigen Vor- und Nachbehandlungen haben ihren Preis. Eine Gebiss-Sanierung mit Implantaten ist selten in einem Termin abgeschlossen. In vielen Fällen müssen erst Zahnerkrankungen wie Parodontitis behandelt werden. Patienten mit stark reduziertem Kieferknochen brauchen manchmal einen Knochenaufbau. Nach dem Einsetzen der Implantate sind regelmäßige Kontrollen wichtig, um bei Komplikationen rasch eingreifen zu können.

Billige Zahnimplantate: Warum die Rechnung oft nicht aufgeht

Werden Zahnimplantate deutlich günstiger als sonst üblich angeboten, kann das verschiedene Gründe haben: Manchmal wird am Material der Sparstift angesetzt, manchmal an den nötigen Vor- und Nachbehandlungen – im schlimmsten Fall auch an beidem. Zahnärzte und Zahnkliniken im Ausland können Zahnimplantate billiger anbieten, weil das allgemein Lohn- und Preisniveau in diesen Ländern niedriger ist als in Deutschland.

Neue Implantat-Systeme: Wenn Patienten zu Versuchskaninchen werden

Zahnimplantate boomen. Daher drängen immer mehr Hersteller-Firmen auf den Markt, die sich rasche Profite erhoffen. Manche Anbieter versuchen sich durch günstige Preise gegenseitig zu unterbieten, um sich so Marktanteile zu sichern.

Oft handelt es sich bei billigen Zahnimplantaten um neue Implantat-Systeme, zu denen noch keine zuverlässigen Langzeit-Studien vorliegen. Ihre Qualität ist daher wissenschaftlich nicht abgesichert. Wer sich solche Implantate in den Mund setzen lässt, macht sich unwissentlich zum Versuchskaninchen!

Seriöse Zahnärzte verwenden daher nur bewährte Implantat-Systeme etablierter Hersteller. Die haben leider ihren Preis, weil viel Geld und Zeit in ihre Entwicklung und wissenschaftliche Überprüfung geflossen ist. Dafür können Sie sich als Patient sicher sein, dass Ihre Implantate hohe Qualitätsstandards erfüllen.

Was von billigen Zahnimplantaten aus dem Ausland zu halten ist

Vor allem ausländische Zahnarztpraxen werben offensiv für billige Zahnimplantate: Bis zu 80 Prozent an Ersparnis gegenüber einer Behandlung in Deutschland werden von ausländischen Zahnärzten versprochen. Durch deutschsprachiges Personal sollen auch Verständigungsschwierigkeiten der Vergangenheit angehören.

Doch lassen Sie sich von diesen Werbeaussagen nicht blenden: Die Reise- und Übernachtungskosten für die Auslandsbehandlung sind bei den Kostenaufstellungen noch nicht mit einberechnet! Je nach Entfernung und je nachdem, wieviele Termine nötig sind, können sie die Gesamtkosten deutlich nach oben treiben.

Ebenfalls problematisch: Die Werkstoffe und Techniken, die in ausländischen Zahnlaboren zum Einsatz kommen, entsprechen nicht immer den strengen deutschen Richtlinien. Mitunter verwenden ausländische Zahnärzte Implantat-Systeme, für die es hierzulande keine Ersatzteile oder Werkzeuge gibt. Das kann sich rächen, falls ein Implantat einmal locker wird oder etwas ausgetauscht werden muss.

Vor- und Nachbehandlungen: Gut Ding braucht (manchmal) Weile

Entscheiden Sie sich für billige Zahnimplantate aus dem Ausland, sind zusätzliche Behandlungstermine mit erheblichem Planungs- und Kostenaufwand verbunden. Um ihren deutschen Patienten eine mehrmalige An- und Abreise zu ersparen, neigen ausländische Zahnkliniken manchmal dazu, nötige Vor- und Nachbehandlungen zu vernachlässigen oder sogar zu unterlassen. Das kann riskant sein!

Vorbehandlungen sind etwa dann erforderlich, wenn sich der Kieferknochen bereits stark abgebaut hat und das Implantat zu wenig Halt findet. Manchmal liegen auch akute Zahnkrankheiten vor, die vor dem Eingriff unbedingt abheilen müssen – sonst kann es zu äußerst unangenehmen Komplikationen kommen. Wird beispielsweise eine Parodontitis (Zahnbettentzündung) vor dem Einsetzen der Implantate nicht erkannt oder nicht fachgerecht behandelt, können schwere Entzündungen die Folge sein. Im schlimmsten Fall sind die Implantate nicht mehr zu retten und müssen nachträglich gezogen werden.

Keine Rechtssicherheit bei billigen Zahnimplantaten aus dem Ausland

Auf Hilfe durch Ihren heimischen Zahnarzt können Sie sich bei Komplikationen übrigens nicht verlassen: Aus Haftungsgründen lehnen die meisten Zahnärzte Nachbesserungen an den im Ausland eingesetzten Implantaten ab. Der deutsche Zahnarzt würde dann nämlich auch für Fehler haften, die sein ausländischer Kollege gemacht hat. Wahrscheinlich werden Sie die Praxis daher mit einem Rezept für ein Schmerzmittel wieder verlassen.

Zu bedenken ist auch: Bei Behandlungsfehlern haben Sie als Patient geringe Chancen, Ihre Rechte auf Schadensersatz oder Schmerzensgeld durchzusetzen. Denn juristisch gegen den Zahnarzt vorgehen können Sie nur in dem Land, in dem die Implantate gesetzt wurden. Ein Gerichtsprozess im Ausland ist aber aufgrund der Sprachbarriere und der hohen Kosten meist ein Ding der Unmöglichkeit.

Qualitätsstandards im Ausland schwer überprüfbar

Inwiefern die Werbeversprechen einer ausländischen Zahnarztpraxis der Wahrheit entsprechen, können Sie als Patient schwer überprüfen. In Deutschland unterliegen Medizinprodukte äußerst strengen gesetzlichen Richtlinien. Darüber hinaus werden Ausstattung und Hygienestandards von Zahnarztpraxen engmaschig kontrolliert.

Auch bei Zahnärzten im Ausland gibt es diesbezüglich meist nichts zu beanstanden. Es existiert aber nicht immer ein so dichtes Netz an Kontrollen wie in Deutschland. Dadurch gehen Sie als Patient immer ein gewisses Risiko ein, wenn Sie für billige Zahnimplantate ins Ausland reisen.

Kostenersparnis auch im Inland möglich

Zahnimplantate müssen auch hierzulande nicht notwendig ein Vermögen kosten. Die technischen Fortschritte der letzten Jahre haben auch die Behandlungskosten gesenkt. So sind etwa die Implantat-Systeme der neuesten Generation deutlich kleiner und schlanker als die früher verwendeten. Der Zahnarzt kann sie selbst in einen etwas reduzierten Kieferknochen einsetzen. Dadurch lässt sich auf den Knochenaufbau, der bei einer Implantatbehandlung ein wesentlicher Kostentreiber ist, in vielen Fällen verzichten.

Setzen Sie Ihre Gesundheit nicht für billige Zahnimplantate aufs Spiel! Gerne beraten wir Sie ausführlich in unserer Praxis, wenn Sie für Ihren Zahnersatz nach einer individuellen Finanzierungslösung suchen.

 

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