Sie lindern Schmerzen, bekämpfen Entzündungen oder legen Bakterien das Handwerk: Medikamente sind aus der modernen Zahnmedizin nicht wegzudenken. Zwar sind Pulver und Pillen keine Wundermittel, und selbstverständlich können sie nicht die tägliche Zahnpflege ersetzen. Doch im Kampf gegen Karies & Co leisten Medikamente wertvolle Dienste. Ein Überblick, was Ihnen der Zahnarzt in der Praxis verabreicht oder verschreibt.

Wie kommen Medikamente in der Zahnmedizin zur Anwendung?

Bei Arzneimitteln gilt es zwei Herausforderungen zu bewältigen: Der Arzt muss den richtigen Wirkstoff auswählen, und das Mittel muss dorthin gelangen, wo es wirken soll. Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten, Medikamente zu verabreichen:

  • Systemisch: Dabei wird der Wirkstoff in Tabletten, Pillen oder Dragees „verpackt“, die Sie schlucken. Das Medikament gelangt über den Verdauungstrakt ins Blut und wird so im ganzen Körper verteilt. Schmerzmittel und Antibiotika verschreibt Ihnen der Zahnarzt häufig in Tablettenform.
  • Örtlich (lokal): Hierbei wird das Medikament an der Stelle verabreicht, wo es wirken soll – nämlich im Mund oder im Rachen. In der Zahnmedizin kommen vor allem Gele, Lösungen, Tinkturen, Lacke, Salben oder Pasten zum Einsatz.

Der Vorteil der örtlichen Anwendung sind die geringeren Nebenwirkungen, weil der Wirkstoff genau dort eingesetzt wird, wo er wirken soll. Doch wenn der Krankheitsherd tiefer im Gewebe oder im Inneren des Zahnes liegt, sind örtlich wirksame Arzneien oft nicht effektiv genug.

Überblick: Die wichtigsten Medikamente in der Zahnmedizin

Am häufigsten kommen in der Zahnmedizin folgende Arten von Medikamenten zum Einsatz:

Schmerzmittel (Analgetika): Pillen gegen das Pochen

Auch wenn sie „nur“ Symptome lindern, haben Schmerzmittel in der Zahnmedizin ihre Berechtigung. Denn ein pochender Zahn kann uns buchstäblich den letzten Nerv rauben!

Frei verkäufliche Schmerzmittel auf der Basis von Ibuprofen, Paracetamol oder Diclofenac finden sich wahrscheinlich in jeder Hausapotheke. Sie sind gut geeignet, um akute Zahnschmerzen bis zum Arztbesuch in Schach zu halten oder Schmerzen unmittelbar nach einer Zahnbehandlung zu lindern. Über längere Zeiträume sollten Sie Schmerzmittel dennoch nie einnehmen. Denn Sie richten damit nichts gegen die Ursache der Schmerzen aus. Zudem können die Tabletten Leber und Nieren belasten.

In Notfällen – oder wenn die oben genannten Schmerzmittel nicht ausreichend wirken –kann Ihnen der Zahnarzt auch stärkere Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Codein, Tramadol oder Tilidin verschreiben. Wegen des hohen Abhängigkeitspotenzials sollte man diese Medikamente nur kurzfristig und nur in Ausnahmefällen einnehmen.

Die Betäubungsspritze vor einer Zahnbehandlung enthält örtlich wirksame Schmerzmittel. Meist werden sie mit gefäßverengenden Substanzen kombiniert, damit der Patient beim Eingriff weniger stark blutet.

Beruhigungsmittel (Sedativa): Angstfrei auf dem Zahnarztstuhl

Sehr ängstliche Patienten können vor Zahnbehandlungen zusätzlich ein Beruhigungsmittel erhalten. Diese Pillen auf der Basis von Benzodiazepinen können die Zahnarztangst zwar nicht komplett ausschalten, machen die Situation für den Patienten aber deutlich erträglicher.

Narkosemittel (Anästhetika): Selig schlummern, während der Bohrer summt

Umfangreiche oder langwierige Eingriffe wie eine Weisheitszahn-OP können trotz Betäubungsspritze sehr unangenehm sein. Solche Eingriffe führt der Zahnarzt daher häufig unter Narkose durch. Narkosemedikamente unterdrücken nicht nur das Schmerzempfinden, sondern schalten zusätzlich das Bewusstsein aus. Der Patient „verschläft“ die Behandlung und erwacht erst, wenn alles vorbei ist. Für eine Vollnarkose setzt man meist eine Kombination von Schlafmitteln (Hypnotika), Schmerzmitteln (Analgetika) und muskelentspannenden Substanzen (Muskelrelaxanzien) ein.

Eine Vollnarkose bedeutet für den Organismus eine stärkere Belastung als eine örtliche Betäubung und setzt daher einen einigermaßen stabilen Gesundheitszustand voraus. Für ältere Patienten oder Kinder kann daher eine Behandlung im Dämmerschlaf oder unter Lachgas eine gute Alternative sein.

Antibiotika: Kampfansage an schädliche Bakterien

Wenn bakterielle Erreger im Mund wüten, entstehen typische Zahnkrankheiten wie Karies, Parodontitis oder Zahnwurzelentzündungen. Diesen kann der Zahnarzt mit Antibiotika zu Leibe rücken. Das bekannteste Antibiotikum ist das Penicillin. Häufiger kommt in der Zahnmedizin heute jedoch die Substanz Amoxicillin zum Einsatz.

Antibiotika gibt es in Form von Tabletten, Injektionen oder als lokal wirksame Tropfen oder Gele. Mit Letzteren behandelt man beispielsweise entzündete Zahnfleischtaschen.

Antibiotika wird der Zahnarzt nur ausnahmsweise bei schwerwiegenden Infektionen einsetzen. Denn zum einen können sie Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Durchfall hervorrufen. Zum anderen lassen sich die bakteriellen Erreger oft nicht auf Dauer überlisten – sie entwickeln Resistenzen gegen die Wirkstoffe. Das Antibiotikum schlägt dann nicht mehr an, was langfristig ein großes Problem darstellt.

Um Resistenzen zu vermeiden, ist es wichtig, dass Sie sich genau an die vom Arzt verordnete Dosierung und Einnahmedauer halten!

Bakterienhemmende Medikamente (Antiseptika): Unterstützung für das Immunsystem

Etwas schwächer als Antibiotika wirken sogenannte Antiseptika. Diese Arzneimittel hemmen das Bakterienwachstum und werden oft zur oberflächlichen Desinfektion eingesetzt. Der bekannteste Wirkstoff in der Zahnmedizin ist das Chlorhexidin, das auch in einigen frei verkäuflichen Mundspülungen enthalten ist. In höherer Dosierung ist es verschreibungspflichtig. Mundspülungen auf der Basis von Chlorhexidin verordnet der Zahnarzt häufig bei Zahnfleischentzündungen oder Parodontitis, um das körpereigene Immunsystem im Kampf gegen die Erreger zu unterstützen.

Dauerhaft sollten Sie Mundspülungen auf Basis von Chlorhexidin dennoch nicht verwenden. Denn sie bringen auch die gesunde Mundflora aus dem Takt. Außerdem kann Chlorhexidin auf längere Sicht Zahnverfärbungen verursachen.

Medikamente zur Kariesvorbeugung: Schutzschild für den Zahn

Karies entsteht, wenn Bakterien mit ihren säurehaltigen Stoffwechselprodukten Löcher in die Zahnsubstanz „fressen“. Um den Zahn widerstandsfähiger gegen bakterielle Angriffe zu machen, setzt man in der Zahnmedizin gern die Substanz Fluorid ein. Fluorid beugt auf mehrfache Weise Karies vor: Es lagert sich in die Zahnoberfläche ein und härtet dadurch den Zahnschmelz. Darüber hinaus hemmt die Substanz das Wachstum schädlicher Bakterien.

Fluorid ist heute in den meisten Zahnpasten enthalten. Eine zusätzliche Fluoridgabe in Form von Tabletten, Mundspüllösungen oder Gelen kann für Menschen mit erhöhtem Kariesrisiko sinnvoll sein. Dazu zählen beispielsweise Kinder, die bereits kariöse Zähne haben, geistig oder körperlich behinderte Personen und Patienten, die zu Mundtrockenheit neigen.

Medikamente in der Zahnmedizin: So viel wie nötig, so wenig wie möglich

Jedes Arzneimittel kann unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen) haben. Auch Wechselwirkungen mit anderen Tabletten sind zu bedenken! Um mögliche Risiken abzuschätzen, sollte der Zahnarzt wissen, welche weiteren Präparate Sie einnehmen.

Im Allgemeinen sind die heute in der Zahnmedizin eingesetzten Medikamente aber gut verträglich. Wunderwaffen sind sie dennoch keine. Sie wirken nur in Kombination mit einer sorgfältigen Zahnhygiene und einem zahnfreundlichen Lebensstil.

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