Prophylaxe bei Kindern ist sinnvoll und wichtig – das sollten Eltern wissen

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr: Schon im Kindesalter legen Eltern den Grundstein für gesunde Zähne. Wenn die Kleinsten die Routine nicht schon frühzeitig einüben, steigt das Risiko für Zahnerkrankungen, die sich bis ins hohe Alter ziehen können. Eine wichtige Rolle bei der Zahnpflege spielt dabei die zahnärztliche Prophylaxe, die auch für Kinder zum Pflichtprogramm gehört. Lesen Sie in diesem Beitrag, wie oft diese ansteht, was dabei untersucht wird und welche Kosten auf die Eltern zukommen.

Warum die Zahnprophylaxe schon bei den Kleinsten dazugehört

Ein Barmer-Zahnreport aus dem Jahr 2020 verdeutlichte, dass es in Deutschland um die Zahnpflege der Milchzähne dürftig bestellt ist. Jedes fünfte zehnjährige Kind hatte der Auswertung zufolge schon einmal Karies, der Kassenchef schätzt die tatsächliche Zahl (inklusive unbehandelter Erkrankungen) sogar auf 54 Prozent.

Der Report offenbart zudem, dass viele Kinder in den ersten zehn Lebensjahren kaum zur Prophylaxe gehen. Warum? Die Gründe sind vielfältig. Einige Eltern vernachlässigen ihre Zahnpflege selbst und können die wichtige Routine deshalb nicht an ihre Kinder vermitteln. Andere sind wiederum der Meinung, dass der Zahnarztbesuch bei Milchzähnen noch gar nicht so wichtig ist – die fallen doch sowieso aus!

Tatsächlich sind gründliche Zahnpflege und regelmäßige Zahnprophylaxe bei Kindern entscheidend für ein gesundes bleibendes Gebiss – und das in dreierlei Hinsicht.

  1. Prophylaxe senkt das Risiko für Kariesinfektionen: Unter bzw. über den Milchzähnen sind im Kiefer schon die Zahnkeime für die späteren Zähne angelegt. Beim sogenannten „Wechselgebiss“, also dem Zeitraum des Zahnwechsels, stehen außerdem bleibende Zähne zwischen Milchzähnen. Beide sind Situationen, in denen eine Kariesinfektion sehr leicht von den Milchzähnen auf die bleibenden Zähne überspringen kann.
  2. Beim Prophylaxetermin kann der Zahnarzt weitere Zahnerkrankungen erkennen – zum Beispiel Kreidezähne. Immer mehr Kinder leiden darunter, mittlerweile stellt die Krankheit sogar ein größeres Problem als Karies dar. Sie beginnt schon mit den Milchzähnen und lässt die Zähne porös und schmerzempfindlich werden. Heilen können Zahnärzte die Zahnschmelzstörung zwar nicht, doch bei frühzeitigem Erkennen kann man die Zähne zumindest aufbauen.
  3. Regelmäßige Kontrollen schon im Milchzahnalter sorgen für das richtige Zahnwachstum, denn so können Zahnärzte Fehlstellungen schon frühzeitig entgegenwirken.

Wie oft müssen Kinder zum Zahnarzt und wann sollte mit der Prophylaxe begonnen werden?

Grundsätzlich gilt: Ab dem ersten Zähnchen sollten Kinder den Zahnarzt kennenlernen, also in der Regel im sechsten Lebensmonat. Prophylaxe-Termine sind Teil der in vielen Bundesländern verpflichtenden Früherkennungsuntersuchungen. Richten Sie sich nach folgenden Intervallen:

FAQs: Die häufigsten Fragen zur Zahnpflege bei Kleinkindern

Prophylaxe im Kleinkindalter

  • Untersuchung: 6. bis vollendeter 9. Lebensmonat
  • Untersuchung: 10. bis vollendeter 20. Lebensmonat
  • Untersuchung: 21. bis vollendeter 33. Lebensmonat

Prophylaxe für Kinder und Jugendliche

Bis zum vollendeten sechsten Lebensjahr sollten Sie mit Ihrem Kind drei weitere Untersuchungen wahrnehmen, d.h. einmal pro Jahr. Ab sechs Jahren raten Zahnärzte zur halbjährlichen Kontrolle, der Individualprophylaxe. Diese Untersuchungen sind nicht mehr verpflichtend, können jedoch schon ins Bonusheft eingetragen werden. Wer regelmäßige Einträge in diesem Heft nachweisen kann, erhält später höhere Zahnersatz-Zuschüsse.

Was wird bei den Terminen untersucht?

Tatsächlich unterscheiden sich die Prophylaxe-Termine für Kinder nur in wenigen Punkten von denen erwachsener Patienten. Bei Kleinkindern liegt der Fokus auf der Kontrolle der Mundgesundheit: Die Zähne werden überprüft, Eltern werden zur Zahnpflege und zahngesunden Ernährung beraten. Ab dem sechsten Lebensjahr umfasst die Prophylaxe bei Kindern im Rahmen der IP-Leistungen diese Schritte:

  • IP1: Überprüfen der allgemeinen Mundhygiene.
  • IP2: Aufklären über Zahnpflege und Mundgesundheit, zum Beispiel mit dem Üben der richtigen Putztechnik.
  • IP4: Entfernen weicher Beläge, ggf. Fluoridierung (zweimal pro Jahr, bei hohem Risiko jedoch bis zu viermal).
  • IP6: Entfernen weicher Beläge und Versiegeln von Fissuren in den bleibenden hinteren Backenzähnen, sobald diese durchgebrochen sind.

Vom 6. bis zum vollendeten 17. Lebensjahr übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für IP-Leistungen.

Wie können Eltern die Zahngesundheit ihrer Kinder unterstützen?

Beim Prophylaxe-Termin legen Kinderzahnärzte die Grundlagen für eine gründliche Zahnpflege: Sie schauen sich gemeinsam mit den Kindern an, wo noch gründlicher geputzt werden muss und demonstrieren die richtige Zahnputztechnik. Außerdem besprechen sie mit Eltern und Kindern gemeinsam, warum gesunde Zähne so wichtig sind, was den Zähnen gut tut und was ihnen schadet. Damit der Effekt nicht wenige Tage nach dem Zahnarztbesuch schon verpufft, müssen Sie als Eltern jedoch auch zuhause am Ball bleiben:

  • Gewöhnen Sie Ihr Kleinkind schon frühzeitig an das Gefühl des Zähneputzens, indem sie ihm sanft das Zahnfleisch abwischen. Putzen Sie zweimal täglich mit kinderfreundlicher Zahnpasta, sobald das erste Zähnchen da ist. Ist Ihr Kind schon groß genug, um sich selbstständig die Zähne zu putzen, sollten Sie den Erfolg immer überprüfen und gegebenenfalls nachputzen.
  • Vermeiden Sie es, Ihrem Kleinkind dauerhaft eine Flasche mit süßen Getränken zur Verfügung zu stellen, gewöhnen sie es außerdem so früh wie möglich von Schnullern und Nuckelflaschen ab. Ersteres fördert durch den dauerhaften Zuckerfluss eine Kariesinfektion, zweiteres kann Zahnfehlstellungen begünstigen.
  • Achten Sie im Allgemeinen darauf, dass sich Ihr Kind zahngesund ernährt. Dabei können Sie sich an den üblichen Empfehlungen für Erwachsene orientieren. In Maßen sind Süßigkeiten und süße Getränke in Ordnung. Erklären Sie Ihrem Kind, weshalb das so wichtig ist, anstatt es nur zu verbieten.