Dürfen Sie den Notdienst kontaktieren, wenn der Zahn am Samstagabend pocht? Viele Patienten sind unsicher, was als zahnärztlicher Notfall gilt und wann es legitim ist, einen Bereitschafts- oder Notarzt anzurufen. Dieser Beitrag verschafft Klarheit.

Es ist Samstagabend, 21 Uhr. Sie liegen mit einem Kühlkissen auf dem Sofa – der Backenzahn pocht seit anderthalb Stunden ohne Erbarmen. In Ihrem Kopf drängt sich eine Frage auf: Können Sie den zahnärztlichen Notdienst kontaktieren, oder sollten Sie lieber bis Montag abwarten? Die Hemmschwelle, einen Notdienst jeglicher Art anzurufen, ist bei vielen Menschen hoch. Schließlich will man nicht übertreiben oder gar anderen Patienten „den Platz wegnehmen“, die es viel nötiger haben. Lassen Sie uns deshalb jetzt ganz konkret klären, was ein zahnärztlicher Notfall ist und wann es völlig in Ordnung ist, den Notfalldienst anzurufen.

Diese Situationen zählen als zahnärztlicher Notfall

Ein zahnärztlicher Notfall ist jedes Problem mit Zahn, Kiefer oder Zahnfleisch, dessen Behandlung keinesfalls warten kann. Erste Maßnahme sollte natürlich immer sein, die betroffene Stelle zu kühlen oder ein Schmerzmittel zu nehmen. Hilft das nichts, trat die Ursache plötzlich und unerwartet auf oder ist die Situation gefährlich, sollten Sie den Notdienst kontaktieren.

Konkrete Beispiele für einen zahnärztlichen Notfall sind:

  • Starke Blutungen oder eine aufgeplatzte Naht nach einem operativen Eingriff
  • Ein abgebrochener Zahn
  • Der Verlust einer sehr großen Füllung, durch die der Zahn nun hohl oder instabil ist
  • Beschwerden, die mit Fieber einhergehen
  • Starke Schwellungen, durch die sich z.B. der Mund nicht öffnen oder schließen lässt
  • Starke Entzündungen, die Schmerzen verursachen oder pochen
  • Infektionen

Das ist kein zahnärztlicher Notfall:

  • Ihnen wurde ein Zahn gezogen und die Wunde blutet oder schmerzt leicht – drücken Sie dazu die Kompresse für kurze Zeit etwas stärker auf die Wunde und kühlen Sie die Seite.
  • Ihr Zahnfleisch ist leicht entzündet und/oder blutet beim Zähneputzen – das ist ohne Frage ein Fall für den Zahnarzt, kann aber bis zu den regulären Sprechzeiten warten.
  • Es ist nur ein kleines Stück Füllung herausgefallen, der Rest hält jedoch noch
  • Es ist eine kleine Ecke vom Zahn abgebrochen
  • Ihr Zahnfleisch ist leicht entzündet

Hier finden Sie Hilfe

Nun kommt es darauf an, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit das Problem auftritt. Innerhalb der regulären Sprechstundenzeiten sollten Sie natürlich immer zuerst bei Ihrem Zahnarzt anrufen. Dieser kann Sie dann kurzfristig in die Praxis bitten und sich die Sache persönlich ansehen.

Am Wochenende, an Feiertagen oder außerhalb der Sprechzeiten bitte nicht die 112 wählen – es gibt speziell für zahnärztliche Notfälle verschiedene Stellen, an die Sie sich wenden können. Die Behandlung ist dabei für Kassenpatienten immer kostenlos, sofern Sie Ihr Kärtchen vorlegen.

Was macht der zahnärztliche Notdienst genau?

Zunächst einmal wird der behandelnde Zahnarzt noch einmal genauer schauen, ob es sich bei Ihnen tatsächlich um einen zahnärztlichen Notfall handelt, oder ob die Behandlung noch warten kann.

Nehmen wir beispielsweise einmal an, Ihnen muss ein Zahn gezogen werden, der stark schmerzt, aber nicht entzündet ist. Der zahnärztliche Notdienst könnte den Eingriff theoretisch vornehmen. Für eine genaue Diagnostik Ihres Kiefers und um Komplikationen zu vermeiden, wäre es aber besser, den Zahn erst nach eingehender Untersuchung, geplant und in einer „richtigen“ Praxis mit zahnmedizinischer Assistenz durchzuführen.

Der Notdienst wird also abwägen, was sinnvoll ist, und Sie gegebenenfalls mit Schmerzmitteln nach Hause schicken. Grundsätzlich ist er nur verpflichtet, akute Gefahren abzuwenden bzw. eine Verschlechterung Ihres Zustands zu verhindern.

Fazit: Im zahnärztlichen Notfall erhalten Sie immer Hilfe

Raubt Ihnen der Zahn Samstagnacht den Verstand, sind Sie bis zum nächsten Werktag nicht auf sich allein gestellt. Der zahnärztliche Notdienst hilft Ihnen in Notfällen kostenlos weiter oder hilft zumindest, die Zeit bis zum Zahnarztbesuch schmerzfrei zu überbrücken. Wägen Sie vor dem Kontakt jedoch immer ab, ob die Situation wirklich so ernst ist. Kühlen, Schmerzmittel und etwas Ruhe helfen bei leichten Beschwerden schon gut.

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