Als Weisheitszähne werden die vier hinteren Backenzähne bezeichnet, die sich auf jeder Seite des Ober- und Unterkiefers befinden. Allerdings sind diese nicht bei jedem Menschen angelegt, denn 20-23% der Bevölkerung haben keine. Selbst wenn Weisheitszähne vorhanden sind, müssen diese nicht unbedingt entfernt werden. Zudem verläuft der Durchbruch dieser nicht bei jedem gleich. Lesen Sie hier, auf welche Symptome Sie achten müssen und wie Sie darauf am besten reagieren.

Wieso haben wir überhaupt noch Weisheitszähne?

Weisheitszähne waren bis in die mittlere Altsteinzeit, also bis vor ca. 150.000 Jahren, noch notwendig, um die Nahrung in Form von Nüssen, Kernen, Rohkost und rohem Fleisch zu zerkleinern. Unsere Mahlzeiten wurden seitdem aber deutlich weicher, da wir Lebensmittel inzwischen anders zubereiten und sie beispielsweise durchs Kochen leichter zu kauen sind. Der moderne Mensch benötigt die Weisheitszähne also nicht mehr. Die Evolution passte sich diesem Zustand an und verkleinerte den Kiefer, weshalb häufig kein Platz für diese Zähne vorhanden ist. Das erklärt auch, warum die Anzahl der Weisheitszähne nicht mehr bei jedem Menschen gleich ist: möglich sind vier Weisheitszähne, manche haben weniger oder sogar gar keine angelegt. Weitere Gründe dafür sind die erblich bedingte Zahnentwicklung, hormonelle Störungen, degeneratives Knochenwachstum und nicht bekannte Faktoren in der Zahnkeimbildung, also dem Prozess, bei dem neue Zähne entstehen.

In der Regel brechen die Weisheitszähne zwischen dem 17. und 25. Lebensjahr durch, aber sie können sich auch schon früher oder erst wesentlich später bemerkbar machen. Es empfiehlt sich, die Zähne im Teenager-Alter begutachten zu lassen, um eine erste Diagnose zu erhalten, wie viele Weisheitszähne überhaupt angelegt sind und wie und ob diese durchbrechen könnten. Schon einmal vorab: Nicht alle Weisheitszähne müssen gezogen werden. Es kann auch sein, dass die Weisheitszähne das komplette Leben unter dem Zahnfleisch verborgen bleiben oder Platz in Ihrem Kiefer finden, ohne dabei Probleme zu bereiten. Sollten die Weisheitszähne in fortgeschrittenem Alter noch gezogen werden, so kann dies mit Schwierigkeiten verbunden sein. Je länger der Zahn nämlich im Mund bleibt, desto besser ist die Wurzel entwickelt, was die Entfernung erschwert.

Anzeichen für das Durchbrechen der Weisheitszähne

Selbst gesunde Weisheitszähne verursachen Schmerzen, wenn sie durchbrechen. Das ist nicht anders, wie bei all unseren anderen Zähnen auch, nur dass wir uns an diese Schmerzen nicht mehr erinnern können. Sie äußern sich in Form eines Druckgefühls oder dumpfen Klopfens des Zahnfleischs in der Nähe des Rachens oder dem angrenzenden Knochen. Auch Rötungen und Schwellungen sind normal, solange diese innerhalb einer Woche wieder abklingen. Kauen kann ebenfalls schmerzhaft sein und es können Schwierigkeiten beim Öffnen des Munds oder beim Schlucken auftreten. Da die unteren Weisheitszähne in der Nähe der Mandeln liegen, kann es sein, dass diese anschwellen und man ein erkältungsähnliches Gefühl hat. Weisheitszähne brechen nicht kontinuierlich und auch nicht alle gleichzeitig durch. Das heißt, die Schmerzen können immer wieder für ein paar Tage auftreten, im Abstand von circa drei bis fünf Monaten.

Therapiemöglichkeiten für Weisheitszähne, die bleiben dürfen

Treten die Symptome erstmals auf, empfiehlt es sich zum Zahnarzt zu gehen. Dieser kann anhand eines Röntgenbilds feststellen, ob die Weisheitszähne problemlos durchbrechen können oder entfernt werden müssen. Sind die Weisheitszähne im Verhältnis zu den anderen Zähnen richtig positioniert, haben einen guten Abstand und brechen vollständig durch das Zahnfleisch, können sie im Kiefer bleiben. In der Regel treten dann auch nur geringe Schmerzen beim Durchbrechen und keine Entzündungen auf.

Um die Schmerzen zu lindern, können Sie das Zahnfleisch sanft massieren oder kühlen. Ihr Zahnarzt kann Ihnen auch eine desensibilisierende Salbe oder Creme verschreiben. Sie sollten auch keinen Kaugummi kauen, da das die Schmerzen verstärken kann. Eine antiseptische oder antibakterielle Mundspülung beugt zusätzlich Infektionen und Schmerzen am Zahnfleisch und den Zähnen vor. Bei starken Schmerzen können auch entzündungshemmende oder schmerzstillende Medikamente eingenommen werden. Sind die Weisheitszähne vollständig durchgebrochen, kann es passieren, dass Sie sich häufiger auf die Zunge oder in die Wange beißen, da der Mund nun voller ist und Sie sich erst daran gewöhnen müssen.

Wann müssen Weisheitszähne entfernt werden?

Chronische, langfristige Schmerzen und Schwellungen deuten darauf hin, dass Weisheitszähne nicht optimal durchbrechen. Diese Empfindlichkeiten treten in der Regel auf, wenn zu wenig Platz im Kiefer vorhanden ist oder die Zähne in einem merkwürdigen Winkel wachsen. Weisheitszähne können im Zuge des Durchbrechens andere Zähne verschieben, sodass diese dann schief stehen. Dies kann auch vorkommen, wenn man zuvor in kieferorthopädischer Behandlung war. Außerdem erhöhen teilweise durchgebrochene Weisheitszähne das Infektionsrisiko, da durch das offene Zahnfleisch Bakterien leichter eindringen können. Deutliches Anschwellen des Zahnfleischs, starke und langfristige Schmerzen, mildes Fieber, geschwollene Lymphknoten im Nacken und entlang des Kiefers, Eiter, schlechter Atem und ein unangenehmer Geschmack im Mund deuten auf eine Infektion hin und sollten von Ihrem Zahnarzt untersucht werden.

Weisheitszähne müssen entfernt werden, wenn sie nur teilweise durchbrechen, kaputt sind, nicht genügend Platz haben oder schief bzw. verdreht wachsen. Auch wenn sie entzündet sind, müssen die Weisheitszähne raus. Allerdings muss in diesem Fall zuerst die Entzündung des Zahnfleischs komplett abheilen, da es sonst zu starken Blutungen oder gestörter Wundheilung kommen kann.

Vorgehen beim Entfernen von Weisheitszähnen

Prinzipiell können Weisheitszähne, wie andere Zähne auch, normal gezogen werden. Allerdings liegen sie meistens schief, verdreht oder verkantet und sind somit nur schwer zu erreichen, was eine Operation notwendig macht. Diese ist unter Lokalanästhesie oder Vollnarkose und ambulant möglich. Insbesondere bei schwierigen Fällen, sehr ängstlichen Patienten oder wenn mehr als zwei Weisheitszähne entfernt werden sollen, empfiehlt sich eine Vollnarkose. Sie können selbst entscheiden, ob Sie alle vier Weisheitszähne gleichzeitig entfernen lassen möchten oder lieber jeweils zwei Zähne im Abstand von einigen Wochen.

Die Operation dauert in der Regel 20-60 Minuten. Nach der Betäubung wird der betroffene Weisheitszahn freigelegt, indem das darüber liegende Zahnfleisch durch einen Schleimhautschnitt geöffnet und vom Knochen gelöst wird. Dabei wird auf den Schutz der umliegenden Nerven und der Nachbarzähne geachtet. Der Weisheitszahn kann ganz oder gegebenenfalls in mehreren Teilen entfernt werden, bevor die Wunden vernäht werden. Während der Operation spüren Sie dank der Betäubung nichts. Danach treten Schmerzen und Schwellungen auf, die aber gut mit Ibuprofen oder Paracetamol behandelbar sind und nach circa drei Tagen abklingen. Die ersten Tage nach der Operation sollten Sie sich körperlich schonen, weiche Nahrung zu sich nehmen und insbesondere am Operationstag die betroffenen Stellen von außen kühlen. Ungefähr nach einer Woche werden die Fäden gezogen, falls kein selbstauflösendes Nahtmaterial verwendet wurde.

Von Generation zu Generation verringert sich der Anteil an Menschen, die alle vier Weisheitszähne angelegt haben. Die beste Möglichkeit herauszufinden, wie viele Weisheitszähne bei Ihnen vorhanden sind, ist die Anfertigung eines Röntgenbilds bei Ihrem Zahnarzt. Dieser berät Sie nach der Diagnose gerne, welche Therapiemöglichkeit für Sie die beste ist.

 

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